Alte Spinnstube

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Kamellen aus „Der Guten Alten Zeit“
liest ein jeder gern und hier sind einige zusammengefasst aus „Mein Waldeck“, einer Beilage aus der Waldeckischen Landeszeitung im Jahre 1998

Beilage der „Waldeckischen Landeszeitung“ für Heimatfreunde Nr.1 1991

Kriegsspiele der Jungen, Spinnstube in Göbels Küche und die Dorfkapelle

Malermeister Heinrich Göbel erzählt aus seinem Heimatdorf Elleringhausen, Aufgezeichnet von Ursula Wolkers (Bing Verlag, WLZ 1998)

Beim Betrachten der alten Bilder wird die Vergangenheit lebendig. Dabei wird besonders deutlich, wie anders das Leben noch war, als der Heimatort für die heranwachsenden Kinder und für die Erwachsenen ihre kleine Welt war, in der sie ihren Lebensmittelpunkt hatten. Alle Unternehmungen, die Arbeit, das Spiel und die Freizeit waren bestimmt durch die Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz hatte. Anregungen von außen gab es kaum, Spielsachen für die Kinder auch nicht, und so mußte man selbst etwas auf die Beine stellen.

Heinrich Göbel (geb. 1921) aus Elleringhausen hat die alten Fotos hervorgesucht, die in seiner Kinder- und Jugendzeit zu Anfang der dreißiger Jahre aufgenommen worden sind, und erzählt aus dem Leben in seinem Heimatdorf.

Kriegsspiele der Elleringhäuser Jungen.

Um 1930 standen die Elleringhäuser Jungen aus dem Oberdorf auf Kriegsfuß mit den Jungen aus dem Unterdorf. Heinrich Göbel und seine Brüder gehörten zu den tapferen Kriegern aus dem Oberdorf, die auf der Ellerburg unter der mächtigen alter Buche ihre Hütte gebaut hatten. Mit Schippen hatten sie ein tiefes Loch gegraben dann mit Bohnenstangen die tragendes Teile des Unterstandes aufgebaut, die mi Stangen, Brettern und Blech ausgefüllt wurden. Vor dem stattlichen Gebäude pflanzten sie eine Fahne an einem hohen gestreiften Fahnenmast auf.
Die jungen Krieger waren bis an die Zähne bewaffnet. Bohnenstangen dienten al Lanzen an der Seite trugen sie ihre hölzernen Schwerter Marke Eigenbau, um…

Bilduntertitel: Die Krieger vom Elleringhauser Oberdorf. Vorn sitzen Karl Göbel und Helmut Bernhard. Es stehen (von links) Karl Götte, Erich Bachmann, Walter Bernhard, Friedrich Göbel, Heinrich Eiffert. ?‚ Heinrich Göbel, Willi Götte, Willi Bachmann.

…den Hals die Zwille. Der ganze Stolz der Jungen aus dem Oberdorf war ihre Kanone. Beim Bau dieser Wunderwaffe hatte Vater Götte, der Dorfschmied, geholfen. Hauptbestandteile waren eine Achse mit zwei Eisenrädern, ein Ofenrohr und ein Schutzblech. Das Ofenrohr wurde mit Stroh ausgestopft, dem man etwas Gras untermengte, damit es besser qualmte. Das „Pulver“ wurde angesteckt, wann es zum Kampf kam. Richtig schießen konnte man aber nicht.

Die gegnerische Mannschaft aus dem Unterdorf hatte auf einer anderen Seite der Ellerburg ihre Hütte. Die Jungen waren genauso ausgerüstet wie die aus dem Oberdorf, hatten aber keine Kanone.
Ganz ungefährlich waren die Kämpfe, die meistens mit den Holzschwertern ausgetragen wurden, allerdings nicht. Einmal hat Erich Bachmann einen so starken Hieb mitt dem Schwert ins Kreuz bekommen, daß er zusammengebrochen ist. Ein anderes Mal steckten die Jungen eine Schrotpatrone in einen Fahrradlenker. Sie hielten einen Nagel auf den Zünder, schlugen mit einem Hammer darauf – die Explosion war so schwer, dass mehrere Krieger mit blutigen Verletzungen vom Schlachtfeld zogen. Bleibende Schäden hat allerdings keiner der Jungen bei diesen gefährlichen Unternehmungen davongetragen. Kinder haben glücklicherweise oft einen Schutzengel. Später haben sich die Elleringhäuser Jungen zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die Dorfjugend aus Ober-Waroldern anzutreten. An einem Nachmittag sind sie losgezogen und haben die Hütte der Ober-Warolder zerstört. Als sie am Abend nach Hause kamen, fanden sie ihre eigene Hütte auf der Ellerburg zerstört vor. Die Ober-Warolder Jungen waren an dem Nachmittag auf die gleiche Idee gekommen wie die Krieger aus Elleringhausen. Als Heinrich Göbel aus dem Krieg nach Hause kam, ist er sofort auf die Ellerburg gestiegen. Die Hütte war völlig zusammengestürzt, einige Bretter lagen noch da und erinnerten an die Spiele und Fehden seiner unbeschwerten Kinderzeit.

Die Elleringhäuser Dorfkapelle

Meist einmal in der Woche traf sich die Elleringhäuser Dorfkapelle in Göbels großer Küche zum Üben. Wenn die Musiker kamen, durften Göbels Kinder länger aufbleiben und zuhören. Es waren meist Handwerker und Landwirte, die zusammen Musik machten. Schuhmachermeister Fritz Brühmann, der Geige spielte, gab in der musikalischen Richtung den Ton an, Malermeister Karl Göbel, Mandoline, war für die Organisation zuständig. Landwirt Karl Stallmann spielte Mandoline und Geige, Schneidermeister Fingerhut und Landwirt Karl Brühmann spielten Gitarre, Malermeister Ludwig Schieferdecker aus Nieder-Waroldem spielte Geige, Wilhelm Paul aus Elleringhausen, der auf der Twister Spulenfabrik arbeitete, war der Schlagzeuger der Elleringhäuser Musikanten. Eingeübt wurden Walzer, Rheinländer und Marsche, nach denen man tanzen konnte, und außerdem Volkslieder. Beliebt war ein Rheinländer mit dem schönen Text „Wenn hie en Pott mit Baunen steiht und do en Pott mit Brie, dann lot ick Brie un Baunen stohn, un danz mit min‘ Marie.“

Auch das Lied von der „Märkischen Heide“ und „Auf der Heide steht ein kleines Blümelein“ erklangen in Göbels Küche.

Die drei großen Feste

Die Elleringhäuser Dortmusikanten blieben aber nicht nur im stillen Kämmerlein. Sie spielten auch bei den drei großen Festen in Wernerts Gastwirtschaft auf, an denen der Jahresablauf in Elleringhausen abgelesen werden konnte. Gesellschaftlicher Höhepukt war das Wintervergnügen. Es wurde mit einem Theaterspiel eingeleitet, das abwechselnd vom Turnverein und vom Kriegerverein aufgeführt wurde. Die Namen einiger Stücke, die damals gespielt wurden:
Wilhelm Teil
Der Bauer vom Eichenhof
Der Etappenhase
Der Meisterboxer
Die Spanische Fliege
Wenn der Hahn kräht.

Bilduntertitel oben: Die Elleringhäuser Dorfkapelle, von links: Schneidermeister Fingerhut. Gitarre dahinter Müller aus Nieder-Waroldern (kein Musiker). arl Stallmann, Mandoline und Geige, Fritz Brühmann, Geige, Ludwig Schieierdecker (aus Nieder-Waroldern), Geige, Wilhelm Paul, :hlagzeug, Karl Bnitbmann, Mandoline, Karl Göbel, Mandoline.

Bilduntertitel unten: Malermeister Heinrich Göbel


Nach dem Hauptstück wurde meistens noch ein kleines Lustspiel aufgeführt. Diese Abende waren immer ein großer Erfolg, und die Zuschauer kamen auch von den umliegenden Dörfern. Nach der Theateraufführung wurde getanzt.

Am 30. April fand das Sommeranturnen statt. Die Turner führten ihre Kunst am Reck, am Barren, am Pferd und beim Bodenturnen vor. Der 1920 gegründete Turn-und Sportverein hatte damals eine hervorragende Turnerriege, die viele Siege errungen hat. Neben vielen anderen waren besonders erfolgreiche Turner: die Brüder Brühmann und Paul, Karl Rohde, H. Fingerhut, G. Bartholomae, H. Griese und L. Mirk. Bei einer Vorführung stürzte Karl Brühmann bei einer Riesenwelle am Reck und verletzte sich schwer.

Nachdem auch die Jugend- und Kinderriege ihr Können gezeigt hatte, tanzten die Elleringhäuser zu den Klängen ihrer Dorfkapelle in den Mai. Bei der Kirmes, die früher am ersten Wochenende im September stattfand, spielte meist die Kapelle Mander aus Vöhl. Die Kirmes begann am Samstag und klang am Montag mit dem Ständchenbringen aus. Dann war auch wieder die Dorfkapelle am Zuge. Auch bei der Kirmesnachfeier, die vier bis sechs Wochen später stattfand, spielte die Dorfmusik. Dabei wurde feierlich ein Hering begraben.

In den Nachbargemeinden war die Elleringhäuser Musikkapelle ebenfalls willkommen. Die Braunser holten sie mit dem Leiterwagen zu ihren Maifeiern. Geld verlangten die Musikanten nicht, sie bekamen aber ihr Bier umsonst.

Wenn die schulentlassene Jugend am Sonntag Lust zum Tanzen hatte bat sie die Männer: „Spielt doch für uns!“ Oft ließen sich einige Musiker erweichen und spielten für die jungen Leute auf der Bühne in Wernerts Gastwirtschaft. Vater Karl Göbel spielte nicht nur in der Kapelle mit, er sang auch für sein Leben gern. Sein Sohn Heinrich erinnert sich, daß er oft bei der Arbeit gesungen hat, besonders beim Möbelstreichen. Sein Lieblingslied war: „Ich bin so gern, so gern daheim, daheim in meiner stillen Klause.

Spinnstube in Göbels Küche

Abends gegen halb acht Uhr kamen im Herbst und Winter die Frauen in Göbels Küche zum Spinnen zusammen. Auf dem Bild, das einmal bei dieser Gelegenheit aufgenommen wurde, sind Mutter Marie Göbel und die beiden Schwestern des Vaters, Elise und Lina Mirk, mit Flachsspinnen beschäftigt. Vater Karl Göbel sitzt dabei und liest die Waldecldsche Landeszeitung.

Bei der Vorbereitung zum Flachsspinnen waren auch die Kinder einbezogen. Sie mußten den Flachs bucken (weichklopfen), hecheln und in Wocken binden. Heinrich Göbel hat als älterer Schuljunge und als Malarlehrling so manchen Wockenbrief hergestellt. Dazu wurde ein Stück Pappe farbig lackiert und mit Abziehbildchen oder handgemalten Motiven geschmückt. In Schönschrift wurden dann die Sprüche daraufgeschrieben. Einer der beliebtesten Wockensprüche lautete:- Ach, daß sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe.“

Der Skatclub

Jeden Samstag kam auch der Skatclub das Vaters zu der geselligen Runde der Spinnstube. Dazu gehörten neben dem Vater Göbel der Onkel Wilhelm Mirk, Heinrich Best und Georg Wittmer. Wenn die kamen, blieben auch die älteren Kinder des Hauses gern daheim, um ja nichts von den Unterhaltungen zu verpassen. Es wurde über alles gesprochen, was im Dorf vorgefallen war, und bei den Männern boten die Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg einen schier unerschöpflichen Gesprächsstoff. Vater Karl Göbel war von 1914 bis 1920 fort gewesen und einmal von einem Granatvolltreffer verschüttet worden. Der Onkel Karl Mirk war bekannt dafur, daß er so schöne Gruselgeschichten erzählen konnte. Schneidermeister Georg Wittmer war ein rechtes Original. Er hatte einmal in der Dachluke seines Hauses eine Vorrichtung gebaut, um die Tauben, die unter des Nachbarn Dach lebten, unter sein Dach zu ziehen. Der Nachbar, der den Trick durchschaute, fragte scheinheilig „Hör mal, Georg, was haste dann da für eine Stange?» ‚.Dat is min Wetterglas. Wenn die Stange naß is, dann regnet’s.“ Einmal hatten die Elleringhäuser Männer bei Wernerts kräftig gefeiert. Als Georg Wittmer zu später Stunde nach Hause kam, sagte seine Frau, die auf ihn gewartet hatte, in vorwurfsvollem Ton: „Dat du aber schon kümmest!‘ „Wenn de meinst, daddet to frej ja, kann ick jo widder gon)“ meinte er, drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück in die Wirtschaft.

Handwerker und Landwirt

Familie Göbel betrieb früher wie alle Handwerker auf dem Dorfe eine kleine Landwirtschaft. Im Stall stand eine Kuh, die auch als Fahrkuh vor den kleinen Leiterwagen gespannt wurde, mit dem die Familie mit vereinten Kräften Grün, Dickwurzeln, Kartoffeln oder Anmachholz aus dem Wald holte. Göbels Kuh hieß immer Fanny. Im Stall stand eine Ziege, die immer Lene hieß, und der Hund, der im Laufe der Jahre im Hause lebte, hieß Waldi. Auf der Twiste, in der Nähe der Kappeler Mühle besaß die Familie Göbel eine Wiese, etwa drei Kilometer vom Dorf entfernt. Hier ging die ganze Familie ins Heu, hier hüteten die Kinder im Spätsommer die Kuh. Einige Wegränder hatte die Familie von der Gemeinde dazugepachtet.

Vater Karl Göbel hat 1920, als er aus dem ersten Weltkrieg nach Hause kam, in Elleringhausen sein Malergeschäft gegründet. Das Handwerk hatte er bei Malermeister Witte in Twiste erlernt und danach zwei Jahre lang in Frankfurt als Geselle gearbeitet. Er hatte meist einen Gesellen und einen Lehrling beschäftigt. Seine Kundschaft kam aus Elleringhausen, Nieder- und Ober-Waroldem, Dehringhausen, Volkhardinghausen und Braunsen. Der Lehrling hatte, wenn er von auswärts kam, Kost und Logis Hause. Göbels Kinder, vier Söhne und eine Tocher, haben von klein auf in der Werkstatt kleine Hilfsdienste geleistet, die Mithilfe der Jungen war vor allem gefragt, wenn auf dem Gerüst gearbeitet wurde, Vater Göbels Haupttalent bestand im Masern, d. h. Imitieren von Holz. Damals wurden Sockel, Türen und Möbel, die aus einem billigen Holz bestanden, gestrichen und mit einer Maserung versehen. Zu den Arbeiten des Malers gehörte es auch, bei den Bauern die Ställe zu weißen. Wenn es im Winter für einige Wochen wenig Arbeit gab, gingen die Männer in den Wald, um den Brennholzbedarf für des Haus zu holen und kleinzumachen.

Bilduntertitel: Spinnstube In Göbels Küche. Von links Mutter Marie Göbel, Eilse Mirk, Lina Mirk (Schwestern des Vaters) und Karl Göbel.


Übrigens hatte Elleringhausen, in den dreißiger Jahren ein Dorf mit 220 bis 240 Einwohnern, außer dem Malerbetrieb von Karl Göbel noch eine Anzahl von weiteren Handwerkern. Da gab es einen Schmied, zwei Schreiner, einen Stellmacher, zwei Schuhmacher, zwei Schneider und einen Maurer.

Die Schulzeit

Heinrich Göbel erinnert sich gern an seine Schulzeit und den Lehrer Gerhard, dem er viel zu verdanken hat. Großen Wert legte der Lehrer Gerhard auf Rechnen und Rechtschreibung. Heimatkunde wurde intensiv betrieben. Es wurde gesungen, geturnt und gebastelt. Einmal haben die Schulkinder gemeinsam aus Pappmache ein großes Modell der ganzen Gemeinde mit den einzelnen Gebäuden, mit Gärten, Feldern und Wäldern modelliert. Das wur-


Bilduntertitel: Mutter Göbel hat Dickwurzelblätter vom Feld geholt Die Fahrkuh hieß Fanny, wie alle Kühe, die Göbels hatten, der Hund Waldi. Auf dem Wagen von links Anneliese Mirk (verh. Zirpins), Marga Hansen (verh. Schön), Renate Göbel (verh. Rohde), Marlechen Göbel (verh. Bernhard). Mutter Marie Göbel, geb. Selbe! (aus Dehringhausen).


de dann in der Schule ausgestellt und von allen bewundert. Beliebt waren bei den Kindern die kleinen Wanderungen in der näheren Umgebung, zur Franzoseneiche bei Braunsen, nach Volkhardinghausen. Höhepunkt des Schuljahres war das Schulfest. Es wurde mit einem kleinen Festzug begonnen. Dann folgten Sport und Spiele, zuerst in der Lehmekuhle, später auf dem neuen Sportplatz auf dem Löwengraben. Hauptattraktionen waren Wettspiele und der Kletterbaum. Abends wurden die Kinder ins Bett gebracht, und die Erwachsenen feierten weiter in Wernerts Wirtschaft

Der Sportplatz wurde übrigens in den Jahren 1926 bis 1928 von den Elleringhäuser Männern unter der Regie von Hermann Jäger mit Schippe und Hacke gebaut. Es gab riesige Erdbewegungen zu bewältigen. Hunderte von Kubikmetern Erde und Gestein wurden von der Kuppe in den Löwengraben gekippt. Ein paar Schienen und eine kleine Lore waren die einzigen technischen Hilfsmittel. So wurde in mühevoller Arbeit eine Fläche geschaffen, die für Faustball und alle Sparten der Leichtathletik geeignet war. Auch ein Schießplatz und eine Bühne für Theateraufführungen wurden angelegt.

Der Silvesterabend

Ein besonderes Erlebnis war stets der Silvesterabend. Nachdem in Göbels Küche Georg Wittmer, Heinrich Beste, Wilhelm Mirk und Karl Rohde bis kurz vor Mitternacht Skat gespielt und zwischendurch eine Silvestermahlzeit mit einigen Bieten und Schnäpsen zu sich genommen hatten, gingen sie mm 12 Uhr in die Kirche und kletterten in den Turm, um die Glocken zu beggern. Dabei wurde die große Glocke mit dem Klöppel angeschlagen und die kleine Glocke dreimal dazwischengeschlagen. Das hörte sich immer wunderschön an und dauerte etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Die Männer lösten sich beim Beggern ab. Sie hatten sich Wolle in die Ohren gesteckt und Handschuhe angezogen, denn die Glocken waren laut, und meist war es bitterkalt. Nach dem Beggern gingen sie wieder in Göbels Küche und feierten Silvester.

Die Jugend traf sich dann zum Ständchensingen. Vor jeden Hause wurde gesungen:
Ihr Herrn und Frauen, ihr Herrn und Frauen in diesem Haus,
Ja wir- wünschen euch, ja wir nehmen’s gleich
ein glückseliges neues Jahr.

Waren Kinder in dem Hause, wurde auch gesungen:
Ihr Söhn‘ und Töchter, ihr Söhn‘ und Töchter in diesem Haus…
Und auch die Mägde, Knechte und Gesellen bekamen einen Glückwunsch:
Ihr Knecht‘ und Mägde, ihr Knecht‘ und Mägde, usw.

Dafür gab es dann einen kleinen Obolus in Form von Geld, Wurst oder auch einer Flasche Wein, der schon an der Haustür bereit stand oder den jungen Leuten aus dem Fenster zugeworfen wurde.

Nur wenn ein Trauerfall im Hause war, wurde nicht gesungen.
Das Neujahrssingen dauerte meist bis zwei Uhr, und anschließend wurde bis in den Morgen gefeiert.


Quelle: Zusammengefasst aus dem Archiv von KH Göbel, im August 2023, Texttransfer, Grafik und Set, R Göbel

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